Wenn der Traum mit dem Wunsch spazieren geht …

Ein Dialog zwischen zwei Gleichgesinnten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Traum: Der Applaus verebbt ganz langsam, wohlwollende Blicke nicken mir bestätigend zu. Wortlos, aber mit ehrlicher Begeisterung, gratulieren mir die Augenpaare im Publikum. In Gedanken regnet es Konfetti. Äußerlich verneige ich mich dankend und verlasse leise die Bühne.

Wunsch: Was willst du mit dem pathetischen Geschwafel? Regnet es nun Konfetti oder nicht? Warum stehst du eigentlich auf der Bühne? Bist du Schauspielerin, Sängerin, Kabarettistin oder was soll der Traum von den Brettern, die die Welt bedeuten?

Traum: Du schaffst es immer wieder! Messerscharf zerplatzt du mit deinen Worten meinen Traum.

Wunsch: Oh, unser Sensibelchen! „I have a dream!“ – so verloren wie du von deinen Träumen philosophierst kann das ja nichts werden. Was willst du wirklich? Was motiviert dich?

Traum: Lass mich leben in meiner dunstigen Welt. Es muss nicht immer alles klar, planbar und realistisch sein. Dein Wollen schnürt mir die Luft ab. Ich will träumen!

Wunsch: Hallo Widerspruch: „Dein Wollen schnürt mir die Luft ab. Ich will träumen!“ – was jetzt, willst du oder willst du nicht? Du machst mich wahnsinnig mit deinem losen Geplapper.

Traum: Schon klar Mister „I know what I want!“ – ohne meine Visions-Kraft wärst du nur ein armseliger Zuschauer, der sich durch das banale Wunschprogramm „Schlafen + Essen“ zappt. Vielleicht noch eine Prise „Selbstverwirklichung“ fürs Ego, aber dann ist es auch schon aus mit der großen Wunschkraft. Immer schön am Boden bleiben, das Leben ist ja keine Wunschkonzert! Du scheinst zu vergessen, dass es ich bin, die echte Farbe ins Lebensfernsehen bringt.

Wunsch: Ja, die Farbpaletten in Gedanken mischen, das kannst du gut – da ziehe ich meinen Hut! Aber die Farbe aufs Papier zu bringen und ihr Gestalt zu geben, da braucht’s dann doch wieder mich, das banale Wollen, das messerscharf die farblichen Grenzen zieht.

Traum: Ist ja okay, ich weiß deine Qualitäten zu schätzen. Dein klarer Blick, der meiner Phantasie Form gibt, deine Willenskraft, die mich in Bewegung bringt und deine Motivation, die mich weiter antreibt. Aber erkenne auch meine Stärken! Ich lasse mich nicht vom Tellerrand aufhalten, mutig blicke ich darüber hinaus.

Oder um es mit den Worten von Richard Bach zu sagen:

Was für eine Raupe das Ende der Welt ist, das ist für den Meister ein Schmetterling.Richard Bach

Wunsch: D.h. ich bin die Raupe und du der Schmetterling?

Traum: Nein, wir sind beide beides. Ich sehe den Schmetterling, der in der Raupe noch nicht sichtbar ist. Du siehst die Raupe und willst, mit meinem Bild im Kopf, einen Schmetterling basteln. Wir brauchen beides um ans Ziel zu kommen: meine Schmetterlings-Vision und deine Bastel-Motivation.

Wunsch: Okay, ich hab’s verstanden! Kühl wird’s hier draußen, darf ich mein banales Wunsch-Programm äußern?

Traum: Klar!

Wunsch: Wie sieht’s aus mit Kaffee & Kuchen?

Traum: „I have a dream!“ – Sachertorte mit Schlag 🙂

Traum oder Wunsch?

Im Sternzeichen Fisch geboren, bin ich ganz klar auf der Traum-Seite zuhause. Das Leben hat mich jedoch schnell gelehrt, dass sich der Traum ohne den sportlichen Motivator Wunsch selten aus seinem stillen Kämmerchen wagt. Und so habe ich mich Schritt für Schritt mit dem Wollen angefreundet. Aus einer Zweckfreundschaft ist immer mehr ein wertschätzendes Miteinander geworden. Heute gehen wir regelmäßig gedanklich spazieren und schätzen die Gesellschaft des anderen.

Mit wem gehst du im Leben spazieren?

Gibt es in deinem Leben einen Traum, der dich gedanklich immer wieder begleitet?
Beschäftigt dich ein konkreter Wunsch, der dich nicht ruhen lässt?

Du weißt nicht, ob es sich bei deinem Traum um einen Wunsch handelt, oder bei deinem Wunsch um einen Traum? Dann versuche dein Anliegen in Worte zu fassen. Vervollständige die Sätze:

„Ich träume von …“
„Ich will …“

Du wirst vielleicht feststellen, dass dir der Traum ganz leicht von den Lippen geht. Am Traum hängt keine Verpflichtung. Mit seinem nebulösen Charakter schafft er keine Verbindlichkeiten. Der Wunsch hingegen bekommt durch sein „Ich will“ eine enorme Kraft. Plötzlich steht ein Motiv im Raum und fordert uns auf ins Handeln zu kommen.

Dein Wunsch-/Traum Spiel

Damit Wunsch und Traum sich auf deinem Weg blicken lassen, rate ich dir, mal ganz ohne objektiven Alltagsblick ins Wünschen und Träumen einzusteigen. Als kleine Inspirationshilfe mag dir die Vorlage *Wunschzettel* dienen. Die Anleitung dazu:

  • den Wunschzettel doppelseitig ausdrucken
  • die Kärtchen ausschneiden
  • die Kärtchen mit deinen Wünschen und Träumen intuitiv beschriften
  • die Kärtchen mit der ein.blick-Seite nach oben verdeckt auflegen
  • ziehe 2 Karten – lasse dabei dein Gefühl entscheiden

Welche Wünsche oder Träume kommen zum Vorschein?

„Ich träume von …“ – „Ich will …“ – zwei Gegenpole, ein verbindender Weg? Wie groß ist der Traum? Wie kraftvoll ist der Wunsch? Was passiert wenn Traum und Wunsch sich begegnen? Von wo machst du dich auf den Weg – vom Traum oder vom Wunsch?

Illustration Weg - mit Wunsch und Ziel

Du willst automatisch über aktuelle Beiträge von *worte formen bilder* informiert werden?
>>Blog abonnieren!

1 Kommentare

  1. Pingback: Wie Träume wahr werden, Gerald Hüther | worte formen bilder

Kommentare sind geschlossen.