Gehirn auf Urlaub! Selbstgespräche unerwünscht!

Richtig großzügig sind wir alle damit ausgestattet worden, ohne Einschränkung wurde diese Gabe beim Eintritt ins Erwachsenen-Leben verteilt: das unendliche Selbstgespräch, die gedankliche Dauerschleife, der redegewandte Einflüsterer oder wie auch immer wir diese konsequent präsente Stimme im Kopf nennen wollen.

Flieg hoch! Am liebsten würden wir diesen lästigen Dauergast zum Mond schießen. An schlechten Tagen rauscht er mit bis zu 60.000 störenden Gedanken durch unseren Geist. Kaum zu bremsen, hinterlässt er untrügliche (emotionale) Spuren in unserem Gehirn.

Kopf-Kino

Dabei hat genau diese Funktionalität des Gehirns, sich Dinge bis ins letzte Detail vorstellen zu können, sie emotional zu besetzen, um sie dann auch körperlich spürbar zu machen, enorme Vorteile.

So können wir unsere Gedanken unbeschwert auf Urlaub schicken, während wir körperlich am Weg zur Arbeit sind: die Zehen vergraben sich im heißen Sand, der Blick verliert sich am Horizont, die Wellen flüstern dem Ohr das Gefühl der Weite zu, die sanfte, salzige Brise lässt die Gedanken im Meer versinken …

Lassen wir uns mit allen Sinnen auf dieses Kopf-Kino ein, hat unser Gehirn kaum eine Chance zu entkommen. Hormonvoll schüttet es all sein Glück in uns aus und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht – ganz unvorbereitet, im überfüllten Bus, am Weg zur Arbeit … lächeln wir plötzlich.

Kopf-Kino – statt dem Alltagsdrama läuft heute die Urlaubs-Schnulze.

Das Alltagsdrama kontrollieren

An Zukunftsängsten und Alltagssorgen leiden vor allem Menschen, die eine Fülle an angstbesetzten inneren Bildern abgespeichert haben.

Wenn wir einmal begonnen haben, die Welt durch eine dunkle Brille zu sehen, ist das Gehirn versucht, diese negative Stimmung aufrechtzuerhalten: Es wählt die Reize aus, die zur Gefühlslage passen.Stefan Klein

Und so schaukelt sich das Alltags- bzw. Angst-Drama langsam aber beständig auf. Die Gedankenfetzen der Angst oder Überforderung formen sich zu einem großen, mächtigen Angst-Bild, einer inneren Wahrheit, die sich im Außen nur bestätigen kann.

Um diesen manifestierten Bildern die Kraft zu nehmen, braucht es Kontrolle. Die Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben eine Möglichkeit entdeckt, wie die Vorstellungskraft des Gehirns dazu genutzt werden kann, negativ behaftete Erinnerung zu destabilisieren.

Control it!

Es geht um das unliebsame Wort der Kontrolle. Wir machen uns mehrmals täglich ein Bild der Zukunft oder auch Vergangenheit. Zusammengesetzt aus bruchstückhaften Erinnerungen formt es sich ganz ungeniert, ohne auch nur einen klärenden Blick auf die Realität zu werfen. Schwer geht es mir als Tagträumerin über die Lippen, ABER „das Gehirn/der Geist braucht Kontrolle!“.

Lernen wir die eigene Aufmerksamkeit dahingehend zu trainieren, dass wir ganz bewusst einzelne Elemente einer angstbesetzten Zukunftsvision unterdrücken, verliert diese Schritt für Schritt ihre eigentliche Kraft. (vgl. Psychologie Heute 10/2017 S.42)

So wie sich die Urlaubs-Vision durch emotionsgeladene Einzelheiten, wie den warmen Sand zwischen den Zehen, nährt, so lebt auch das Alltags-Drama von einer detailreichen gedanklichen Ausschmückung. Schaffen wir es jedoch unsere Vorstellungskraft zu kontrollieren, ermöglicht uns das, unseren Ängsten einen beschränkenden Rahmen aufzuerlegen.

Jetzt-Zeit vs. Grübel-Zeit

Menschen, die von einer Angst-Störung betroffen sind, mag dieser Vorschlag überfordern. Manchmal braucht es ungewöhnliche Methoden, um unerwünschte Gewohnheiten abzulegen.

Dr. Eni Becker (Prof. Klinische Psychologie) schlägt vor, sich die >>Gedanken-Zeit<< genau einzuteilen. Was nichts anderes heißt, als das es klar definierte Zeiträume für Grübel-Gedanken als auch Gedanken-Pausen gibt. Der/Die Betroffene vereinbart mit sich selbst ein Codewort – „Freiheit“, „Schnecke“, „Purzelbaum“- ungewöhnliche Begriffe sind erlaubt. Wird das Codewort ausgesprochen, verschreibt man sich damit eine sogenannte Grübel-Pause, sprich einen Zeitraum in dem man sich ganz bewusst und ausschließlich auf das Hier und Jetzt konzentriert. Gleichzeitig definiert man einen zweiten klar beschränkten Zeitraum (z.B. eine halbe Stunde), in dem man sich wieder in den Sorgen verlieren darf. (vgl. Psychologie Heute 10/2017 S.43)

Für Menschen, die sich täglich in sorgenvolle Gedanken vertiefen, soll dies eine Möglichkeit sein, ein bisschen Kontrolle über den Steuerknopf ihres Gedankenkarussells zu gewinnen.

Runter vom Gleis, rein in den Urlaubszug!

Nicht selten habe ich das Gefühl, als hätte mein Gedankenzug den völlig falschen Weg eingeschlagen. Gefangen auf den Gleisen ist kein Richtungswechsel möglich. So rufe ich dem Schaffner mein Codewort „Fl…..“ zu, langsam kommt der Zug zum Stehen und die Notausgänge öffnen sich widerwillig.

Aussteigen – pausieren – umsteigen – ich schicke meine Gedanken auf Urlaub!

Illustration über gedanklichen Urlaub

Wohin geht deine (Gedanken-)Reise?

Welche Bilder braucht dein Gehirn, um entspannt zur Ruhe zu kommen?

Sonne, Meer, Berge, Seen, …?

Welche Impressionen braucht dein Körper, um ins Urlaubs-Glück eintauchen zu können?

Hitze, Wind, frische Bergluft, Meeresrauschen …

… gestalte dir dein eigenes entspanntes inneres Urlaubsbild und tauche gedankenvoll + gefühlvoll ein!


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